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Kirche, Politik und Macht

 

Fürstbistümer und Tirol

Im Jahr 1004 schenkte Kaiser Heinrich II. dem Bischof von Trient die gesamte Grafschaft von Trient samt dem Fleimstal. Im Jahr 1027 übergab Kaiser Konrad II. die Grafschaften Bozen und Vinschgau dem Bischof von Trient. Das Eisacktal und das Inntal wurden der Gerichtsbarkeit des Bischofs von Brixen anvertraut. Die Fürstbistümer von Trient und Brixen beeinflussten das soziale und kulturelle Leben in den dolomitenladinischen Tälern. Einige strategisch gelegene Burgen wurden mit Vertrauten des Bischofs besetzt (Ciastel d'Andraz in Buchenstein, Torn de Vich im Fassatal, Ciastel de Tor im Gadertal). Weite Teile des von Ladinern bewohnten Gebietes gehörten zu Tirol.
Schloss Tirol, das über Meran thront, ist die Stammburg der Grafen von Tirol. Es ist namengebend für das unter Graf Meinhard II. im 13. Jahrhundert entstandene Land.
Im Jahr 1363 fiel die Grafschaft von Tirol an die Habsburger. Das Gebiet war in Gerichte gegliedert, was eine administrative Autonomie begünstigte. Im Zuge des Landesausbaus (d.h. der gezielten Ansiedlung durch Erleichterungen bei der Urbarmachung neuer Böden) stieg die Bevölkerung in den ladinischen Tälern.

Kardinal Nikolaus Cusanus (1401-1464) gilt als einer der großen Theologen, Philosophen und Naturwissenschaftler seiner Zeit. Im Jahr 1450 wurde er von Papst Nikolaus V. zum Bischof von Brixen ernannt. Als solcher forderte er die Benediktinerinnen des Klosters Sonnenburg auf, die Regeln ihres Ordens einzuhalten. Es kam zum Konflikt mit der Äbtissin Verena, die vom Tiroler Landesfürsten Herzog Sigmund unterstützt wurde. Cusanus fühlte sich in Brixen nicht mehr sicher und suchte des Öfteren in der Burg Andraz in Buchenstein Zuflucht, wo er einige seiner philosophischen Schriften verfasste.
Im Jahr 1607 wurde das Priesterseminar in Brixen gegründet. Dieses Seminar begünstigte auch die Ausbildung von Pfarrern mit ladinischer Muttersprache.

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Maria Theresia von Österreich

Maria Theresia (1717-1780), Tochter von Karl VI. und aufgeklärte Herrscherin, legte Wert auf eine gute und effiziente Organisation des Staates.
Im Jahr 1774 erließ Kaiserin Maria Theresia von Österreich eine allgemeine Schulreform, in der die Schulpflicht für alle Kinder zwischen 6 und 12 Jahren festgelegt wurde.
Ihr Sohn und Nachfolger Josef II. (1741-1790) führte die Reformen seiner Mutter fort. Für die ladinischen Täler von besonderer Bedeutung sind dabei die Einführung des Strafgesetzbuches, die Streichung der Straftat der Hexerei und die Säkularisierung kirchlicher Einrichtungen, darunter die Aufhebung des Klosters Sonnenburg (Pustertal).

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Die Zeit unter Napoleon 

Unter der napoleonischen Herrschaft kamen im Jahr 1806 die ladinischen Täler, gemeinsam mit Tirol, zum Königreich Bayern. Im Jahr 1809 nahm auch die Bevölkerung der ladinischen Täler am Tiroler Freiheitskampf teil. Der Tiroler Anführer Andreas Hofer wird in seiner Heimat als Held gefeiert und gilt als Symbol für den Widerstand gegen die Unterdrückung durch die Fremdherrschaft. Nach dem Sieg über die Tiroler 1810 teilte Napoleon das Land nach orographischen Kriterien in drei Teile, um das Risiko eines Rachefeldzuges zu verhindern. Ein Jahr später wurden Cortina d'Ampezzo, Buchenstein und das Fassatal in das italienische Königreich eingegliedert. Im Jahr 1813 kehrten alle ladinischen Täler wieder unter die Herrschaft Österreichs zurück, wo sie bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges verblieben. Eine weitere Symbolfigur ist die Ladinerin Katharina Lanz (1771-1854): das Mädchen von Spinges. Sie ist in St. Vigil in Enneberg geboren.

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